Mittwoch, 7. September 2016

Eine "kleine" Tyrannei des Glücks....

"Glücklichsein am Strand der Ostee" oder "Glück und Unglück als Symbol für die  Dualität des Lebens"


Eine kleine "Tyrannei" des Glücks...

"Jeder hat seinen Anspruch auf Glück". "Glück ist erlernbar". "Wer nicht glücklich ist, ist selbst schuld". Eigentlich müsste es vor dem Hintergrund der modernen Glücksforschung und der enormen Vielzahl an Glücksbüchern gar keine unglücklichen Menschen mehr geben. Leider aber nimmt die Zahl derer, die das Glück im Leben nicht zu fassen bekommen, immer mehr zu.


Was macht uns glücklich? Auf diese uralte Frage nach dem Wesen des Glücklichseins haben Dichter und Denker meistens negative Beschreibungen geliefert. So glaubte Friedrich Nietzsche, dass Glück sich erst dann ergibt, wenn man "sich gründlich und lange Zeit hin etwas versagt". Diese Meinung teilte auch Mahatma Gandhi mit seinem Gedanken: "Das Geheimnis eines glücklichen Lebens liegt in der Entsagung.".

Ist das Glück somit nur ein Kontrasterlebnis, eine Belohnung, die nur dann auftaucht, wenn wir genug Leid und Unglück durchlebt haben und wenn der Schmerz nachlässt? Sicherlich haben frühere Generationen diesem eher pessimistischen Gedankengut vehement zugestimmt und es so auch über Generationen weitergegeben. 

In der Gegenwart jedoch sind die Erwartungen an das Glück massiv und deutlich gestiegen. Die Frage "Wie werde ich auf Dauer glücklich?" hat in unserer Gesellschaft einen zentralen Stellenwert bekommen. Das merkt man einfach daran, dass es seit Jahren eine wahre Bücherflut von Glücks-Büchern gibt. Die modernen Medien wie Internet, E-Book-Reader und YouTube halten massenhaft Informationen und Filme von selbsternannten Glücksbotschaftern oder auch ernsthaften, wissenschaftlichen Glücks-Untersuchungen bereit. Jeder der Autorinnen und Autoren geht mit dem Versprechen an den Markt, das Geheimnis des Glücks entschlüsselt zu haben. Auch Zeitschriften und Zeitungen bringen in steter Regelmäßigkeit Artikel, in denen uns erklärt wird, wie Glück aussieht und wie man dahin kommt. Und die Werbung ist eh ganz mit dem Glück beschäftigt, weil eben nur glückliche Menschen - vor allen Dingen im äußeren Erscheinungsbild - auch ein werbemäßig erfülltes Leben führen.

Doch damit nicht genug. Glück ist inzwischen in vier deutschen Bundesländern zum Unterrichtsfach geworden. Das Glück wird den Schülern dann mit "Happiness-Days" und "Happiness-Kursen" vermittelt. 

Das Angebot an möglichen Wegen zum Glück ist inzwischen fast unüberschaubar geworden. Wenn wir alle Glücksbotschaften nicht bewusst ignorieren - aber wer tut das schon? - kommen wir früher oder später zwangsläufig auf die Idee, wir könnten auch mal in eigener Sache über dieses Thema nachdenken. Sind wir glücklich? Könnten wir vielleicht glücklicher sein, als wir es sind?

Sind diese Gedanken einmal in unserem Kopf, wächst das Interesse am Thema. Wir sind begierig zu erfahren, wie wir es anstellen können, ein besseres Leben zu führen. Glücksforscher, wissenschaftlich orientierte wie auch selbsternannte, lassen und mit diesem Wunsch nicht lange allein. Sie versprechen uns alle: Mit den richtigen Methoden, mit der richtigen Lebenseinstellung, mit den richtigen Gedanken und Gefühlen, ist unser privates Glück machbar. Wir haben es in der Hand, so suggerieren sie uns stets in diversen Veröffentlichungen, Kursen und Aktionen, wie glücklich wir sind. Denn - das wissen wir im Grunde ja schon lange: Jeder ist seines Glückes Schmied! Und weil das Glück so extrem wichtig für unser Leben ist, dürfen wir es auf keinen Fall sich selbst überlassen oder gar warten, dass es uns besucht. Wir müssen es schon aktiv einladen. Denn, wie die langläufige Meinung ist - Glück ist machbar und man kann es lernen.

All diese Botschaften vernehmen wir - und glauben sie. Warum auch nicht? Denn glücklich sein will ja jeder. Allerdings würden wir wohl ohne das von den modernen Glücksstrategen verbreitete Versprechen: "Du kannst glücklich sein, Du musst es nur wollen!", nicht auf die Idee kommen, an unserem Glück zu arbeiten. So aber sind wir "aufgeklärt" und bemühen uns um das Glück. Man könnte auch sagen: Wir sind beeinflusst.

Und genau an dieser Stelle ist dann die Frage angebracht: Wer verbreitet eigentlich all die frohen Botschaften über das Glück? Und warum? Wer beeinflusst uns? Woher stammt das immense Wissen zu diesem Thema? Wer ist für den Glücksboom in unserer Gesellschaft verantwortlich?

Das "einfache" Glück kann auch im Spiel der Sonnenstrahlen im Wald liegen...

 

Zunächst sind es natürlich die Verfasser der diversen Bücher, Filme und Vorträge über das Glück. Aber das ist nur die Oberfläche der ganzen Sache, denn sie sind das letzte Glied einer Kette. Sie verbreiten lediglich, was die sogenannte Glücksforschung und was die positive Psychologie zutage fördert. Der außergewöhnliche Höhenflug des Themas "Glück" wäre ohne diesen speziellen Zweig der wissenschaftlichen Psychologie nicht möglich.

Über lange Zeit hielten sich Psychologen von diesem Gebiet fern. Sie glaubten, dass das Glück mit wissenschaftlichen Methoden nicht erforschbar sei. Und so überließen sie das Feld den Philosophen und den Theologen. Diese Situation hat sich aber seit Mitte der 1990er Jahre dramatisch verändert. Zu verdanken haben wir das dem amerikanischen Sozialpsychologen Martin Seligman von der University of Pennsylvania. Er rief quasi zu einer Revolution auf, denn er forderte seine Kollegen weltweit  dazu auf, ihre Forschungsperspektive zu verändern. Sie sollten sich nicht ausschließlich mit der Behandlung und den Ursachen seelischen Unglücks befassen, sondern auch danach fragen, wie es Menschen schaffen, an Leib und Seele gesund zu bleiben. Was macht sie stark? Was lässt sie Krisen meistern? Warum sind manche Menschen glücklicher, als andere? Warum werfen Misserfolge, Krankheiten, Kränkungen manche Menschen seelisch aus der Bahn, während andere offensichtlich unbeschadet ihren Lebensweg gehen?

Die Idee wurde begeistert aufgegriffen und ein neuer, spannender Forschungszweig der psychologischen Wissenschaft war damit geboren - die positive Psychologie. Ihre Vertreter und Vertreterinnen haben in den vergangenen Jahren diverse Studien vorgelegt, die zeigen, welche bedeutende Rolle positive Gefühle, Optimismus, Hoffnung, Dankbarkeit und eben auch Glücksgefühle für unsere seelische Gesundheit spielen.

Dank dieser Forschungsergebnisse wissen wir inzwischen eine ganze Menge über glückliche Menschen: Diese sind körperlich und seelisch gesund, sie haben realistische Ziele und Erwartungen, eine hohe Selbstachtung, eine positive, optimistische Lebenseinstellung, begegnen anderen Menschen offen und interessiert, verfügen über ein festes Sozialnetz, sie haben das Gefühl, ihr Leben selbst kontrollieren zu können und gehen achtsam durch ihren Alltag. Zudem ergaben die Forschungen von Martin Seligmann 24 sogenannte "charakterliche Markenzeichen", die die wesentlichen Grundlagen für das Glücklichsein sein sollen. Menschen, die z.B. über Tatendrang, Hoffnung, Dankbarkeit, Neugierde, emotionale Intelligenz, Selbstkontrolle, Ausdauer und Humor verfügen, sind nach den Ergebnissen  der positiven Psychologie mit sich und der Welt zufriedener.

Was ist aber, wenn in unserem Leben grundlegende Glücksvoraussetzungen fehlen? Was, wenn wir nicht voller Tatendrang und Neugierde sind, sondern gestresst und müde? Was, wenn wir leider keine Tätigkeit ausüben, die uns in den Flowzustand versetzt, der uns die Welt um uns herum vergessen lässt? Was, wenn wir leider keine Frau, keinen Mann für´s Leben gefunden haben oder unsere Beziehung voller Probleme ist? Was, wenn wir kein intaktes soziales Netz und Freunde haben? Was, wenn wir keinen wirklichen Grund zur Dankbarkeit haben, weil unser Job gefährdet ist, wir ein Auswahlverfahren nicht bestanden haben oder finanzielle Sorgen uns plagen? Was dann? Müssen wir uns damit abfinden, dass wir zu den Unglücklichen in diesem Land zählen?

Aber warum denn das? Und keinesfalls, rufen uns die Glücksexperten zu. Wenn wir noch nicht glücklich sind und uns die Voraussetzungen dafür fehlen, dann können wir uns diese erarbeiten. Davon ist jedenfalls die positive Psychologie mit ihren vielen anderen Glücksverheißern überzeugt. 

So empfehlen sie, dass man vor dem Zubettgehen darüber nachdenken soll, was einem am jeweiligen Tag Gutes passiert ist. Und dass soll man dann in einem Tagebuch festhalten. Oder man soll täglich 15 Minuten meditieren und Yoga-Kurse zur Stärkung der Achtsamkeit besuchen. Dankbarkeit kann man praktizieren, indem man sich in einem Brief bei jemanden für eine gute Sache bedankt. Auch soll die tägliche und mindestens 30 Minuten dauernde sportliche Bewegung durch die Freisetzung von Endorphinen im Körper dem Glücksgefühl zuträglich sein. Und wer einen großen Spiegel im Bad hat, der kann jeden Morgen lächelnd davor treten und sein Gehirn damit in einen glücklichen Zustand versetzen. Und selbst der bekannte Smiley sorgt für Glück, wenn man ihn an verschiedenen Stellen in der Wohnung anbringt. Und selbstverständlich darf der gute Schlaf nicht fehlen, denn glückliche Menschen schlafen gut. Ein Hobby ist für die Glücksgefühle auch nicht zu unterschätzen. Denn alles, was neu und interessant ist, das erhöht unser Wohlbefinden.

Glücklich sein - nichts leichter als das? Diese Schlussfolgerung kann man tatsächlich aus den vielfältigen Ergebnissen der Glücksforschung ziehen. Und viele von uns tun das auch. Wir konsumieren bereitwillig, was uns die verschiedenen Branchen über das Glück erzählen. Was aber bringt das?

Da kauft man sich Bücher zum Thema Glücklichsein und versucht dadurch aktiver zu werden. Man beginnt zu joggen, kauft sich schöne Dinge, verändert seine Ernährung und sagt ganz oft am Tag Worte, wie "toll" oder "super". Irgendwann bringt das alles nichts und man hört auf damit. Einige Wochen später beginnt mn wieder von vorne mit der Suche nach dem Glücklichsein und irgendwann schmeißt man alles hin und lebt in seinem alten Umfeld wieder weiter.

In diesem Verhalten erkennen wir unsere Bemühungen, möglichst vielen Ratschlägen der Glücksboten zu befolgen und trotzdem ist der Ertrag meist mager. Statt das Leben zu genießen, kämpfen wir mit Depressionen, Einsamkeitsgefühlen, Ängsten, leiden unter Essstörungen und trinken und rauchen zu viel. Wir ärgern uns immer noch über unsere Mitmenschen und streiten mit dem Partner. So sehr wir uns auch anstrengen, so viele Glücksangebote wir auch ausprobieren - wir werden einfach nicht glücklicher. Und fragen uns selbstkritisch, was wir falsch machen. Wenn die Wege zum Glück für jedermann zugänglich sind - und davon gehen wir doch aus - dann müssen wir doch selbst schuld daran sein, wenn wir uns nicht glücklich fühlen. Wir spüren dann eine große Kluft zwischen den zahlreichen Glücksangeboten und der oftmals unglücklichen Realität im Alltag.

Was wir in der Regel nicht tun: Wir hinterfragen nicht, ob die Glücksangebote sinnvoll sind, wir zweifeln nicht daran, dass die vorgeschlagenen Wege auch wirklich zum Ziel führen. Wir fragen nicht, ob Glücklichsein wirklich machbar ist und ein normaler Zustand von Dauer sein kann. Und vor allem fragen wir nicht, warum uns das Glück so angepriesen wird.

Wenn alle Glücksvorschläge halten würden, was sie versprechen, dann müssten die glücklichen Menschen in unserer Gesellschaft längst die Mehrheit haben. Doch das ist nicht der Fall. Im Gegenteil: Wir sind unglücklicher denn je. In Deutschland ist die Zahl der Menschen, die als "unglücklich" bezeichnet werden müssen, in den vergangenen Jahren besorgniserregend gestiegen.  Dafür gibt es verschiedene Indizien, aber auch handfeste Zahlen. 

Beispielsweise zeigen die Statistiken der Krankenkassen und Rentenversicherungsträger zwar, dass der Krankenstand der Angestellten so gering ist wie nie zuvor. Doch in der Krankmeldestatistik haben als einzige Gruppe die psychischen Erkrankungen zugenommen. Hier wurden die gravierendsten Steigerungsraten verzeichnet. So lag für das erste Halbjahr 2016 die Steigerungsrate bei  rund 12%. Derzeit ist jede zehnte Erkrankung auf psychische Diagnosen zurückzuführen. Vor rund 35 Jahren machten gerade mal diese Diagnosen zwei Prozent aller Krankentage aus. In ihrem Gesundheitsbericht 2014 nennt die DAK die Entwicklung bei den psychischen Erkrankungen "alarmierend". "Insbesondere chronischer Stress ist in der modernen Arbeitswelt ein ernsthafter Risikofaktor für seelische Krankheiten" so die DAK. Deshalb haben auch die Frühberentungen infolge psychischer Erkrankungen stark zugenommen.

Die Zahl unglücklicher Menschen stieg also in den letzten Jahren deutlich an - und sie wird noch weiter steigen. Obwohl wir uns intensiv mit dem Glück beschäftigen, obwohl wir mehr den je wissen, was angeblich glücklich macht und was nicht, gelingt es vielen Menschen nicht, das Glück in ihrem Leben zu finden. Vielleicht müsste man sogar sagen: Weil wir uns so viel mit dem Glück beschäftigen, werden wir immer unglücklicher.  Denn, wenn wir ständig hören und lesen müssen, das Glücklichsein gar nicht so schwierig ist, dass es nur an uns selbst liegt, das Glück zu erhaschen, werden wir nicht unbedingt glücklicher, wenn wir merken: "Bei mir funktioniert das alles nicht."

Es sollte uns zu denken geben, dass wir trotz all des Glücklichseins noch keinen Deut glücklicher geworden sind. Wie ist diese Diskrepanz zu erklären? Wahrscheinlich sind wir alle in einer mächtigen psychologischen Falle gefangen. Unser Leben ist von vielen unzutreffenden und wenig hilfreichen Vorstellungen von Glück beherrscht. Überzeugungen, die weiterhin akzeptiert sind, weil doch "jedermann weiß, dass sie wahr sind." Doch leider erzeugen diese irreführenden Vorstellungen einen Teufelskreis, indem wir desto mehr leiden, je mehr wir nach Glück streben. Und diese psychologische Falle ist gut getarnt, dass wir nicht die leiseste Ahnung haben, dass wir darin gefangen sind.

Die Falle besteht darin, dass wir uns - ermutigt und unterstützt von diversen Glücksbotschaftern - das Glück wünschen, wie wir uns beispielsweise ein neues Auto wünschen. Und hoffen, durch entsprechende Anstrengungen unser Ziel zu erreichen. Mit diesen Erwartungen können wir uns ein neues Auto erarbeiten und zusammensparen, wir müssen jedoch zwangsläufig scheitern, was das Glück angeht. Wir können noch so viel wollen und tun - das Glück ist entgegen all den optimistischen Botschaften nicht machbar. Jedenfalls nicht das Glück, das die meisten von uns anstreben und das die Glücksforschung beschreibt als "die anhaltende Wahrnehmung des eigenen Lebens als erfüllt, angenehm und sinnvoll."

Wir beschäftigen uns mehr denn je mit dem Glück. Trotzdem sind wir so unglücklich wie noch nie.

 Welch ein Anspruch! Nur, wenn das Leben "anhaltend" als erfüllt, sinnvoll und angenehm erlebt wird, darf es "glücklich" genannt werden. Wenn wir dieses Glück suchen, kommen wir nicht weit. Denn zum wahren Glücklichsein gehört mehr. Um ein wirklich  erfülltes, gelungenes, glückliches Leben führen zu können, dürfen wir nicht nur nach positiven Erlebnissen Ausschau halten, sondern wir müssen auch bereit sein, die Schattenseiten des Lebens in unseren Glücküberlegungen mit zu berücksichtigen.

Somit gibt es eine gewisse Paradoxie des Glücks, denn es vermag auch noch das Unglück mit zu umfassen. Ein gelungenes Leben besteht nicht nur aus positiven Glücksmomenten. Ein Leben ist vielmehr dann gelungen, wenn es uns gelingt, die Prüfungen, die es für uns bereit hält, zu akzeptieren und für uns selbst als Entwicklungschance zu begreifen.

Zu unserem Glück gehören auch Gefühle, die wir zunächst nicht damit in Verbindung bringen: leidvolle Gefühle wie Traurigkeit, Trauer, Enttäuschung und Verzweiflung.  Zu unserem Glück gehören auch Verlusterlebnisse und Misserfolge. Diese Vorstellung des Glücks, die positive Momente ebenso umfasst wie negative, unterscheidet sich grundsätzlich von der, die wir heute von allen Seiten präsentiert bekommen. Dieses Glück hat keine rosarote Brille auf, es registriert die Realität so, wie sie ist. Es ist nicht verbunden mit einem permanenten Hochgefühl, einem schönen Schwebezustand, sondern mit etwas sehr viel Wertvollerem: mit der Gewissheit, dass man sich nicht fürchten muss vor den Wechselfällen des Lebens, dass man vorbereitet ist auf alles, was es für einen bereithält - das Positive wie auch das Negative.

Glück ist also in der Tat ein Kontrasterlebnis. Es stellt sich ein, wenn wir Schlimmes überstanden haben, wenn wir an Lebensprüfungen ein Stück gewachsen sind. Manchmal zeigt es sich unverhofft, einfach so, in glücklichen Augenblicken. Auf keinen Fall aber lässt es sich gezielt einfangen. Es steht nicht zum Abruf bereit, wie uns vielleicht die ein oder andere moderne Glücksbotschaft suggerieren will. Die positiven Psychologen und ihre Anhänger sollten sich in Erinnerung rufen, was Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, über das Glück zu sagen hatte. Er meinte:"Was im strengsten Sinne Glück heißt, entspringt der eher plötzlichen Befriedigung hoch aufgestauter Bedürfnisse und ist in seiner Natur nach nur als episodisches Phänomen möglich. Jede Fortdauer einer vom Lustprinzip ersehnten Situation ergibt nur das Gefühl von lauem Behagen. Wir sind so eingerichtet, dass wir nur im Kontrast intensiv genießen können, den Zustand sehr wenig. Somit sind unsere Glücksmomente durch unsere Konstitution beschränkt."


 

 

 

 

 

 

 

 


  

 

 


 

 

 

 

 







 

 

Mittwoch, 6. Juli 2016

Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht was Leiden schaftt...

Der Zwang zur Kontrolle - Eifersucht zerstört...

Nachforschen ist oft der Anfang vom Ende einer Beziehung. Dagegen ist Reden die beste Therapie

 

In einer Beziehung ist es manchmal schwierig das richtige Maß an Nähe und Distanz zu finden. Gerade in unsicheren beruflichen oder mental belastenden Zeiten neigen gerade Männer dazu, dass Sie ihre Partnerin mit zu viel Nähe überrollen. Das geht dann immer mehr einher mit der Eifersucht auf andere Männer, die in der Regel eine offenere, bessere und freundlichere Ausstrahlung haben. Der genervte Partner bemerkt die ganz natürliche und humorvolle Art, die seine Partnerin mit einem Mal in Gegenwart anderer Männer entwickelt.
Dabei macht sie nichts anderes, als einfach mal zwanglose seelische und verbale Entspannung in Gesprächen zu bekommen. Denn auf Dauer ist ihr die immer mehr grenzüberschreitende Eifersucht ihres Partners einfach zu viel. Sie sucht auf ganz normale Art Ablenkung und Erholung von den Eifersuchtsanfällen in ihrem privaten Umfeld.

Eifersucht ist oft in Verbindung mit dem heimlichen Kontrollieren des Handys, Smartphones, aller Anruflisten und der E-Mails zu finden. Spätestens ab diesem Punkt ist die Eifersucht keine "Bagatellgeschichte" mehr, sondern bereits das Symbol für den Anfang vom Ende einer Beziehung.

Eifersucht ist nicht als Gegenstand sichtbar und man kann sie nicht einfach in die Hand nehmen und in den Mülleimer werfen. Es handelt sich eben bei der Eifersucht um ein Gefühl. Mancher, der darunter leidet, entwickelt auch körperliche Symptome und wird krank. Das endet dann in so merkwürdigen Aktionen, wie heimlich die private Post des Parners öffnen, ihn beschatten oder gar ihm vorzuschreiben, dass er nicht so "geschminkt" und "sexy" alleine mit den Freundinnen ausgehen kann.

Leider ergeben solche Taten und Gedanken bei den Betroffenen oft Schuld- und Schamgefühle. Damit einher gehen Empfindungen wie Wut, Zorn und Verlustangst, denn es wird ja vermutet, dass man betrogen wurde und damit nimmt auch der Kontrollwunsch immer mehr zu.

Eifersucht ist leider auch ein Instrument, welches die persönliche und freiheitliche Entwicklung des von der Eifersucht betroffenen Partners behindert. 

Eifersüchtige Frauen sind in der Lage, dass sie die "Schuld" schneller bei sich suchen, sie zeigen ihre Gefühle offener und suchen ab einem bestimmten Punkt das Gespräch mit dem Partner. Bei Männern sieht das alles etwas anders aus. Sie kontrollieren massiv und neigen auf jeden Fall schneller zur Gewalt. Sei es physischer oder psychischer Natur. Ein klärendes Gespräch mit der Partnerin kommt kaum zustande. Eifersüchtige Männer isolieren ihre Partnerin auch gern sozial. Treffen mit Freunden, Hobbys und eigene Unternehmungen werden mit Vorwürfen und Bespitzelungen versehen. 

Wenn sich dann die Partnerin wehrt, dann kommen oft so unhaltbare Aussagen wie: " Wenn Du mich liebst, dann willst Du, dass wir alles zusammen machen" oder "Wäre ich nicht eifersüchtig, dann würde ich Dich nicht lieben...". Derlei Sprüche gibt es noch genug und diese haben sicherlich nichts, aber auch gar nichts mit Liebe zu tun. Ganz im Gegenteil: es handelt sich um zutiefst egoistische und manipulative Bemerkungen. Weil es eben nur den Eifersüchtigen betrifft und er lediglich sein eigenes Wohlbefinden im Sinn hat. 

Das alles hat sicherlich nichts mit einem ausgewogenen Gleichgewicht einer Partnerschaft im Sinne von gesunder Nähe und Distanz zu tun. 

Gibt es einen bestimmten Typ von Menschen, die eher zur Eifersucht neigen - unabhängig vom jeweiligen Geschlecht? Ja - den gibt es. Untersuchungen haben gezeigt, dass vorzugsweise Eifersüchtige aus Elternhäusern kommen, in denen sie wenig Nähe erfahren haben. Das kann möglicherweise durch Scheidungen der Eltern kommen, durch grundsätzlich emotional kühle Elternteile und wenn Eltern einfach zu wenig Zeit für ihre Kinder haben.

Das gilt besonders für die ersten Lebensjahre. Kinder und Jugendliche aus derartigen sozialen Umgebungen haben besonders im Erwachsenendasein das Gefühl, dass die Umwelt eher feindlich und bedrohlich ist. Viele sind von einer grundsätzlichen Angst geprägt und fühlen sich ungeliebt. 

Bittet man z.B. einen Eifersüchtigen um die Nennung von fünf guten Eigenschaften seiner Person, dann kommt da meistens nichts. Denn ihm fehlt das Selbstvertrauen und die Eigenliebe, da er überwiegend in einem emotionalen kühlen oder gar sozial gestörtem Umfeld aufgewachsen ist. Das hat übrigens generell nichts mit den Unterschieden in sozial schwachen oder starken Umfeldern zu tun. Die Ängstlichkeit und entsprechende Unsicherheiten sind völlig unabhängig von der sozialen Schichtung.

Eifersüchtige sind sehr oft von Verlustängsten geprägt, sie klammern am Partner und machen ihr eigenes Glück von der Anwesenheit des anderen abhängig. Das ist dann zu viel Nähe, die erstickt und alles zum emotionalen Absterben bringt. 

Wie kommt man von der Eifersucht los - was ist das wichtigste dabei?

Zunächst sind das Gespräche und immer wieder Gespräche. Darüber zu reden ist stets ein guter Anfang und der Start in ein neues, von der Eifersucht befreites Leben.
Derartigr Gedankenaustausch beinhaltet oft die Sehnsucht, dass man mehr von seinem Partner hat und ihn auch verstärkt um sich fühlt.

Wichtig in diesen Gesprächen ist das Abstecken von persönlichen Grenzen und das Aushandeln von Freiräumen. Dieses ist ein ganz wichtiger Aspekt, da er die Eifersucht aus dem Dunkel holt und sie im Licht der Unterhaltung zu einem Umwandlungsprozess führt. Wir Menschen können sehr wohl ein störendes und belastendes Gefühl durch ein produktives und positives Gefühl ersetzen. 

Sollten die Gespräche mit dem Partner nicht oder nur bedingt zu einem spürbaren Erfolg führen, dann hilft auch oft eine dritte neutrale Person. Doch selbst Therapeuten sind nicht in jedem Fall erfolgreich, weil der Eifersüchtige in erster Linie dazu bereit sein muss, an sich selbst zu arbeiten. Sein Wille ist maßgeblich zur Lösung und Verbesserung der Situation - für seinen Partner wie für sich.

Ein kleiner Selbsttest "Wie eifersüchtig sind Sie?" ist zum Beispiel unter diesem Link seitens der AOK kostenlos möglich: 

https://aok-on.de/du/gesundheit-leben/eifersuchtstest.html







Freitag, 1. Juli 2016

Liebesbeziehungen und ihr Gelingen



"Die vier Häuser der Liebe" oder  

"Beziehung und geglückte Selbstverwirklichung"

 

Nun ist er da - unser Sommer und trotz Regen, Wind und ab und mal ein Lichtstrahl verlieben sich täglich immer wieder zwei Menschen. Denen ist dann das Wetter komplett egal. Regen, Sturm, Matsch und Mücken: alles unwichtig, denn die Schmetterlinge im Bauch machen alles schön. Keine Sorgen, Probleme oder sonstige Belastungen können diesem Gefühl etwas anhaben. Die beiden Verliebten taumeln im Rausch ihrer Hormone durch das gemeinsame Leben. 

Aber wie so viele Erlebnisse auf Erden: auch der "Rausch des Verliebtseins" wird von unserem Hormonhaushalt nach ein paar Wochen wieder auf ein normales Level gebracht. Und nun kommt eine spannende Zeit. Die beiden Liebenden beginnen nach und nach die Phassen der "Vier Häuser der Liebe" zu durchschreiten.  

 

"LIEBESNEST":

 

Dieses Nest gleicht einem Raum aus dem Paradies. Schön, edel, luftig und frei ist es hier. Dort treffen Leidenschaft, Intimität und eine große Kreativität aufeinander. Alles in diesem Raum ist irgenwie ein wenig verrückt und "out of order". Jeder der beiden ist ein großes Geheimnis. Er und Sie bedeuten sich alles und ihre wechselseitige Anziehung gleicht einem mental-erotischem Magnetismus. Im anderen finden die beiden jeweils das wieder, was ihnen als Ergänzung zu ihrer Persönlichkeit ja immer schon fehlte. Bislang in uns ruhende Teile erwachen und wir zeigen dem anderen gerne diese neuen Züge und Eigenschaften. Unser Selbstbewusstsein steigt stetig an, unsere äußere Erscheinung spiegelt unser verliebtes Innen wieder und die Atraktivität des Einzelnen steigt und ist deutlich spürbar. Gefühle - einen Raum, den viele Männer gerne meiden - werden mit einem Mal auch vom männlichen Part blumenhaft ausgedrückt, Verliebte Zettelchen wechseln zum anderen und der Sex ist sinnlich und die Leidenschaft steigt zu ungeahnten Höhen hinauf. Leider hat auch dass alles mal ein Ende. Wenn dann der Körper wieder auf sein normales Energielevel sinkt - dann kommt die Realität um die Ecke geschlichen und klopft an die Tür der Verliebten: "Wollt ihr euch immer noch?". Die beiden sagen "Ja" und nun schauen wir, wohin das Paar nun gerät....

 

"BAUERNHOF DER ROLLENSPIELE"

 

Wir finden unsere Verliebten in einem alten Bauernhaus wieder. Hier gibt es viele Ställe und jede Menge Felder und Land. Also beginnt das große Arbeiten und Wühlen. Die Partnerschaft der Verliebten ändert sich nach und nach in eine Partnerschaft der Arbeit. Zusammenzug, Heirat, Kinder, Freizeit und das liebe Geldverdienen bestimmen nun den gemeinsamen Alltag. Es entsteht der erste Stress. Meistens ist das mit den Themen "Finanzen, Beruf und andere Menschen" besetzt.

Es beginnt der Prozess der "Unterdrückung des Eigenen". Erste Anpassungen an neu entwickelte Machtverteilungen und Strukturen entwickeln sich. Man möchte den anderen ja nicht verlieren. Hier ein wenig von der eigenen Persönlichkeit aufgeben, hier ein kleiner-großer Kompromiss, hier mal Verzicht auf sonst alleinige Freizeit und dort nimmt die Lebendigkeit auch schon ab. Allerdings ist auf dem Bauernhof dieses System nicht unbedingt negativ, denn es ergibt sich eine gewisse Produktivität, das Zuhause wächst und gedeiht und die Akzeptanz durch die Beobachter im Umfeld steigt an. 

Dieser Lebensabschnitt könnte eigentlich ganz lange andauern. Tut er aber nicht, weil in der Regel irgendeine Krise ausbricht. Dadurch nimmt die Zufriedenheit der beiden Menschen ab. Beide leben mehr oder weniger im Sinne der Erwartungen der Gesellschaft, der Familien, dem Zeitgeist und vor allen Dingen des jeweiligen Kulturkreises. Darüber wird oft die Individualität der Liebenden untergraben, denn sie ordnen sich zuviel dem großen "Ganzen" unter. Und schon wird der ehemals so schützenden und heimelige Bauernhof verwandelt. Das "Räuberhaus" steht auf dem Plan:


"DAS RÄUBERHAUS UND DER DUNKLE KONFLIKT"

 

Das war´s dann vorerst mit dem schönen Bauernhof, denn eine massive Krise braut sich zusammen. Das Räuberhaus ist dunkel, mehr eine Spelunke als ein schönes Heim und keiner der Verliebten fühlt sich dort richtig wohl. Oftmals ist es so, dass einer von beiden anfängt, sich klar zu werden, wie stark er unter dem Gewicht einer fast ausnahmslos geregelten Partnerschaft leidet. Illusionen gehen verloren, wie z.B., dass ein formales Funktionieren plus Zusammensein automatisch Vertrautheit und Offenheit ergibt. Depressionen treten als Reaktion auf dieses Erkennen auf, Wut auf den anderen macht sich bemerkbar. Gedanken der gegenseitigen Ausnutzung, Beraubung und des Enttäuschtseins treten immer mehr in den Vordergrund.

Leider zu oft kommt es vor, dass nur einer der beiden im "Räuberhaus" wohnt und der andere - nichts ahnend - fleißig weiter den Bauernhof bewirtschaftet. Im Räuberhaus tobt der Kampf um die Selbstachtung, die Verletzungen treten offen ans Licht und Trennungsgedanken und Phantasien melden sich stetig mehr- Diese Gedanken und das innere Chaos verleiten dazu, all seine noch verbliebenen positiven Hoffnungen nach draußen zu projezieren. Draußen kann es ja nur noch besser werden - Beruf, Karriere, soziales Engagement und vor allen Dingen eine neue Verliebtheit lassen im Räuberhaus unendlich viele Träume und Vorstellungen entstehen.

Aber wie so viele Dinge, hat natürlich auch das Räuberhaus einen gewaltigen Haken. Löst man die Schwierigkeiten nicht in der jetzt bestehenden Partnerschaft, dann nimm man es in die neue Beziehung und in die neuen Felder mit. Alles wiederholt sich dann aufs neue mit einen anderen Partner. Das Räuberhaus hat schon seinen Sinn, denn hier erkennen wir unsere dunklen Persönlichkeitsanteile. Wir lernen diese anzunehmen und bewusster mit ihnen umzugehen. Negative Projektionen auf den Partner werden durch diesen Lernprozess zurückgenommen. Aber "wie in guten, so auch in schlechten Zeiten" ist gerade dann der Verbleib in einer Partnerschaft der Grundstein für die Mobilisierung starker Kräfte aus der Tiefe unserer Persönlichkeit. Und diese Energien können beiden Partnern helfen, das Räuberhaus zu verlassen. Dieser Prozess kann unter Umständen Jahre dauern. Überstehen beide erfolgreich das Räuberhaus, so ergibt sich eine neue Form der Partnerschaft.


"DAS SCHLOSS UND DIE VERTIEFTE EINHEIT"

 

Amors Pfeil hat die beiden Liebenden vor vielen Jahren getroffen und zwei Individuen ein Paar bilden lassen. Und nun - nach dem üblen Räuberhaus - haben die beiden ein Recht darauf, dass sie ins Schloss ziehen. Den Schlüssel dazu gab es damals von Amor mit dazu. Nur jetzt erst können die Liebenden aufgrund der gemeinsam durchgestandenen Zeiten ihn ins Schlüsselloch des Schloßtores stecken.

Sie ziehen nun beide ein - ins Schloss und in das Land der Liebe. Im Schloss finden sie die Ganzheit, nach der sich beide so viele Jahre gesehnt haben. Ihnen kommt wieder Ihre Einzigartigkeit zu Bewusstsein und die Zuneigung der beiden erlebt ein ungeahntes Wachstum. Humor regiert das Zusammensein, wo früher Genervtsein und Verletzungen alles beherrscht haben. Beide beweisen nun den Mut sich auf neuen Beziehungsebenen zu treffen. Sie "verlieben" sich neu und das geschieht auf einer hohen Bewusstseinsebene.

Am Ende bewegen sich beide souveräner in ihrer Partnerschaft, da sie auf dem Weg ins Schloss alle Licht- und Schattenseiten wechselseitig erfahren haben. Es entsteht neues Wachstum und ein wachsendes Bewusstsein, Mitgefühl, Machtverzicht und leidenschaftliches Interesse am Partner sind schöne Erfahrungswerte.

Einen Haken gibt es nicht im Schloss - außer vielleicht, dass es auf dem Weg dahin keine Abkürzung gibt.

 

 



 

 

 

 



   

 

 

Donnerstag, 30. Juni 2016

Die Ostsee ist ein Ort des Glücks

Das Glück hinterlässt Spuren im Gehirn

Es ist sicher, dass in der Biochemie des Gehirns sich das Glück nachweisen lässt. Es gibt dort drei Bereiche des Glücks. Jeder Bereich wird durch unterschiedliche Botenstoffe gefördert.

Die drei Bereiche sind:

 


DAS GLÜCK DES VERMEIDENS: Entgehen wir Bedrohungen oder überstehen sie nach langen Anstrengungen, so sorgen das Sinken der Kortisol- und Adrenalinmengen für eine ersehnte Entspannung.

 

DAS GLÜCK DES SEINS: Stellen wir uns vor, dass wir alles haben, was wir brauchen und uns wünschen. Dann erhalten wir durch das im Körper produzierte Morphium ein Gefühl der Zufriedenheit. Das Serotonin gibt uns dann die Beruhigung und Gelassenheit. Das innige Gefühl der Verbundenheit mit anderen oder dem/der Partner/in wird dann durch das Oxytocin erzeugt.

 

DAS GLÜCK DES WOLLENS: Streben wir nach etwas oder wollen wir unbedingt ein Ziel erreichen, so stelle der Botenstoff Dopamin eine entsprechende Belohnung in Aussicht. Die Endorphine sind dann für das Auslösen der Euphorie zuständig.

 

Besonders am menschlichen Gehirn ist die Tatsache, dass es sich ein ganzes Leben lang verändert und anpasst. Dieser Vorgang geschieht auch noch bis ins hohe Alter. Dieser permanente Umbau wird als Plastizität bezeichnet. Alle in einem Leben gemachten Erfahrungen hinterlassen im Gehirn ihre Spuren. Jede Form von Glück, Angst, Traurigkeit und Hoffnung wird gespeichert. Durch diese aktiven Speichervorgänge verstärken sich die Kontaktstellen zwischen den einzelnen Nervenzellen (Synapsen) und völlig neue und umfangreiche Nervenbahnen bilden sich. Bereits vorhandene Nervenbahnen werden mit  Myelin umhüllt, welches gegebene Signale schneller weiterleiten kann. Das ist dann der Vorgang des Lernens. Und der dauert bis ins hohe Alter.

 

 


JEDER MENSCH TRÄGT SEINE DUNKLE SEITE IN SICH


Dualität: Das Prinzip von Licht & Schatten 

Wir leben in der Dualität. Jeder Mensch trägt auch dunkle Seiten in sich. Warum man sich diesen Schatten besser stellt und sie nicht verleugnet.

 

Jeder weiß es und fast keiner gibt es gerne zu: in uns wohnt neben der schönen, positiven, humorvollen und liebevollen Seite auch das Dunkel - das Reich der Schatten und verdrängten, negativen Gefühle. Wer kennt sie nicht, die vielen kleinen Geheinmisse, Unwahrheiten und das viele Nichtgesagte, welches uns das Leben ab und an im Umgang mit uns selbst und mit anderen Menschen schwer machen kann.

Man lügt, weil man nicht zu seinen Fehlern stehen will. Man mag Situationen, in denen das eigene Ego sich in der Anerkennung der anderen in den Sonnenschein begibt. Man behandelt seinen Partner/in derbe, unhöflich, respektlos und spricht mit ihm in einer Art und Weise, die man nicht mal seinem ärgsten Feind zumutet. In irgendeiner Form ist man gierig, selbstsüchtig, hasserfüllt, zornig und berechnend, um sich und dem eigenen Ego Vorteile zu verschaffen. Selbstverständlich sind es "immer" die anderen, die sich in den eigenen Augen danebenbenehmen oder Fehler machen.

Tagtäglich werden wir in irgendeiner Form mit unseren schlechten Verhaltensmustern, Gedanken und Taten in den kleinen und großen Zusammenhängen konfrontiert. Wir neigen dazu, dass unsere Verdrängungsmechanismen sich dann bemerkbar machen und alles im seelischen Keller der eigenen Schatten verschwindet. Es ist meistens unfreiwillig, wenn unsere Schatten den Keller wieder verlassen und für Mitmenschen in den unterschiedlichsten und meistens ungewollten Situationen sichtbar werden. 

Oder die dunklen Seiten der Mitmenschen verunsichern und zerstören auch uns und lassen das Vertrauen in den anderen mehr oder weniger Schiffbruch erleiden. 

Der Mensch neigt nun mal dazu, dass er sich selbst als liebenswert, höflich und stets freundlich betrachtet. Dieses geschieht unbewusst und unsere eigene "Heiligkeit" versucht mit allen Kräften, die dunklen Charaktereigenschaften wie z.B. Neid, Missgunst, Hass, Gier, Egoismus, Wut und Zorn zu verbergen.Wir streichen einfach diese Eigenschaften mit "Licht" an und schon sind sie nicht mehr vorhanden. Leider eine große Täuschung, denn je mehr wir uns mit einem anderen Menschen beschäftigen und je mehr wir ihn kennenlernen - um so mehr kommen auch die Schattenseiten wechselseitig heraus. Eigentlich ist das so: Je mehr wir uns über einen anderen aufregen, desto mehr hat es wahrscheinlich mit unseren eigenen Schatten zu tun. Der Fall einer Spiegelung tritt ein und somit werden wir wieder auf uns selbst zurückgeworfen. 

Das soll allerdings nicht bedeuten, dass wir mal einfach unsere eigenen Schatten dem anderen unterstellen und damit uns von allem frei machen. Es bedeutet lediglich, dass der andere uns aufzeigt, dass wir eben nicht ruhig, gelassen und ausgeglichen mit belastenden Situationen umgehen können. Wir neigen dazu, dass wir im anderen permanent die Schatten und das Dunkel sehen und bereit sind, dem alles andere unterzuordnen. Dadurch werden unsere eigenen dunklen Seiten immer mehr verdrängt und vergessen. Indem ich mich mit der Dunkelheit des anderen beschäftige, verhindere ich meine eigenen Seiten zu bearbeiten oder gar zu erkennen. 

Das Verdecken der eigenen Schattenseiten behindert uns mit hoher Wahrscheinlichkeit auch an erfüllten Beziehungen mit anderen Menschen ,dem Leben und an der Entdeckung unseres inneren, wahren Selbst. Daher ist es so wichtig, dass wir neben den Lichtseiten auch die Dunkelheit in uns annehmen, sie genau betrachten und sie auch zum Ausdruck bringen. Denn sonst leben wir in einer Scheinwelt, die auf Verdrängung und Verdunkelung ausgelegt ist. Leider ist das offensive Umgehen mit den eigenen Schatten nicht ganz so einfach, weil wir diese "Knackpunkte" unseres Daseins als peinlich, kompromittierend, unangenehm und egoistisch spüren. Deshalb geschieht in der Regel keine Auseinandersetzung damit.

Um sich mit dem Dunkel der eigenen Persönlichkeit zu befassen, braucht es vor allen Dingen Mut, Offenheit und die Fähigkeit, das Dunkel zum eigenen Freund zu machen. Es eben nicht abzulehnen, zu unterdrücken, sondern sich ganz bewusst damit zu befassen. Dem anderen sagen, dass es zu einem gehört und man sich intensiv damit auseinandersetzt. Ein Gegenüber, welches nur die hellen Seiten in einem akzeptiert - das ist unreif und vergisst, dass es selbst einen eigenen, lichtuntdurchlässigen Keller in der Seele hat. 

Die Vollkommenheit eines Menschen ergibt sich aus beiden Seiten des Daseins - aus der Dualität von Licht und Schatten, aus guten und schlechten Eigenschaften. Wenn wir dieses alles in uns und auch beim Gegenüber bejahen und auch das Negative verzeihen - dann wird das Leben sicherlich entspannter und ist mit mehr Freude angefüllt. Dann gehen wir den Weg in die "Ganzheit", weg von der Trennung aus Licht und Dunkel.